Die Aussagen von Adam Grant über Geber, Nehmer und Tauscher und die biblischen Prinzipien zum Geben und Nehmen weisen faszinierende Parallelen auf, obwohl sie aus sehr unterschiedlichen Perspektiven – der modernen empirischen Psychologie und der überlieferten Theologie – stammen.
Hier sind die Verbindungen:
1. Die biblische Betonung des Gebens als Weg zum Segen / Grants “Erfolgreiche Geber”
Bibel: Wie bereits erwähnt, lehrt die Bibel konsequent, dass Geben – sei es materiell, zeitlich oder emotional – zu Segen führt. Lukas 6,38 (“Gebt, so wird euch gegeben werden. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß schütten.”) ist ein Paradebeispiel. Dieser Segen wird nicht immer als direkte materielle Gegenleistung verstanden, sondern kann geistlichen Frieden, Freude, gute Beziehungen und auch materiellen Wohlstand umfassen. Das biblische Geben ist oft motiviert durch Nächstenliebe und den Glauben an Gottes Prinzipien.
Grant: Die “erfolgreichen Geber” bei Grant sind jene, die langfristig am erfolgreichsten sind. Ihr Erfolg kommt nicht daher, dass sie direkt eine Gegenleistung erwarten, sondern weil ihr Geben ein Netzwerk von Vertrauen, Wohlwollen und Gegenseitigkeit aufbaut. Sie säen sozusagen gute Taten, die dann in vielfältiger Weise Früchte tragen, oft durch die Hilfe und Unterstützung anderer, die sie sich durch ihr Geben verdient haben.
Parallele: Beide Ansätze betonen, dass das Geben, auch ohne sofortige Erwartung einer Gegenleistung, letztendlich zu positiven Ergebnissen für den Geber führt. Die biblische Perspektive sieht dies als göttlichen Segen und Prinzip, während Grant es als empirisch belegbares Ergebnis menschlicher Interaktion und Netzwerkbildung darstellt. Die “Erfolgreichen Geber” bei Grant handeln auf eine Weise, die mit den biblischen Gebots des Gebens und der Nächstenliebe übereinstimmt.
2. Die Warnung vor Eigennutz und Gier (biblische “Nehmer”) / Grants “Nehmer” als mittelmäßig
Bibel: Die Bibel warnt wiederholt vor Gier, Egoismus und dem Streben nach Reichtum auf Kosten anderer. Sprichwörter, Gleichnisse Jesu (z.B. der reiche Kornbauer in Lukas 12,16-21) und die Schriften der Apostel (z.B. 1. Timotheus 6,9-10 über die Gefahr der Geldliebe) verurteilen ein Leben, das nur auf das eigene Nehmen ausgerichtet ist. Solche Menschen werden oft als isoliert, unglücklich und letztlich geistlich arm dargestellt. Sie mögen kurzfristig materiellen Besitz anhäufen, verlieren aber das, was wirklich zählt.
Grant: Grants Forschung zeigt, dass “Nehmer” zwar kurzfristig Erfolge erzielen können, langfristig aber oft scheitern oder bestenfalls mittelmäßig sind. Ihre rücksichtslose Art zerstört Beziehungen, ihr Ruf leidet, und sie werden von anderen gemieden, sobald ihre Taktiken durchschaut werden. Ihre Karriere stagniert, weil sie keine Unterstützung von anderen erhalten.
Parallele: Beide stimmen darin überein, dass eine ausschließlich auf das eigene Nehmen ausgerichtete Haltung langfristig nicht zum wahren Erfolg oder Glück führt. Die Bibel sieht darin eine Sünde und einen Bruch mit Gottes Ordnung, Grant sieht darin ein ineffektives soziales Verhalten, das die Kooperation untergräbt.
3. Das Konzept des “Weisen Gebens” / Die “Selbstlosen Geber”, die untergehen
Bibel: Obwohl das Geben stark betont wird, impliziert die Bibel auch ein weises Geben. Es gibt Stellen, die zur Unterscheidung aufrufen (z.B. nicht “Perlen vor die Säue werfen” in Matthäus 7,6, obwohl dies mehr auf geistliche Wahrheiten abzielt). Der Apostel Paulus lehrt in 2. Thessalonicher 3,10, dass “wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen”, was darauf hindeutet, dass das Geben nicht Blindheit gegenüber Trägheit oder Ausnutzung bedeuten sollte. Es geht um barmherziges Geben, das befähigt, nicht um bedingungsloses Ermöglichen von Abhängigkeit.
Grant: Grant unterscheidet zwischen “selbstlosen Gebern” (die sich ausnutzen lassen und dadurch ausbrennen) und “erfolgreichen Gebern” (die klug geben und Grenzen setzen). Erfolgreiche Geber sind nicht naiv; sie sind in der Lage, Nehmer zu erkennen und sich vor ihnen zu schützen, während sie gleichzeitig großzügig gegenüber anderen Gebern und Tauschern sind.
Parallele: Hier gibt es eine Übereinstimmung in der Notwendigkeit, beim Geben klug zu sein. Während die Bibel den Fokus auf Barmherzigkeit und Unterscheidung legt, betont Grant die Notwendigkeit, sich vor Ausbeutung zu schützen, um langfristig geben zu können. Beide Ansätze deuten an, dass bedingungsloses, naives Geben ohne jede Form von Unterscheidung oder Schutz kontraproduktiv sein kann, sei es für die individuelle Person oder für das gewünschte Ergebnis (z.B. Unterstützung von Faulheit versus Förderung von Eigenverantwortung).
Fazit
Die psychologischen Erkenntnisse von Adam Grant untermauern in vielerlei Hinsicht die praktischen Auswirkungen der biblischen Prinzipien. Die Bibel bietet die theologische und moralische Begründung für das Geben als Tugend und göttliches Gebot, mit dem Versprechen des Segens. Grant zeigt empirisch auf, wie dieses Geben in der modernen Arbeitswelt zum Erfolg führen kann, indem es Vertrauen, Beziehungen und Reputation aufbaut.
Man könnte sagen, dass Adam Grants Forschung eine empirische Bestätigung dafür liefert, dass die in der Bibel seit Jahrtausenden gelehrten Prinzipien des Gebens und der Nächstenliebe nicht nur moralisch wünschenswert, sondern auch pragmatisch und effektiv für den langfristigen Erfolg im Leben und in der Karriere sind.